Feministen sind keine Männer-Hasser, sondern Leute, die erkannt haben, dass in unserer Gesellschaft IMMERNOCH die Frauen systematisch benachteiligt, manipuliert und unterdrückt werden. Schuld ist das Patriarchat: diese Ideologie, die (weißen, heterosexuellen) Männern die Macht verleiht, Normen und Regeln festzulegen, an die sich alle zu halten haben. Feminismus wehrt sich dagegen, weshalb jeder Mensch, der einigermaßen klar denken kann, Feminist sein sollte!

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Was ist das Patriarchat?

Es läuft so vieles falsch in unserer Gesellschaft, und viele dieser Dinge gab es früher nicht – sie werden schlimmer. Außer dem einen gesellschaftlichen Missstand, der mir schon in meiner Kindheit aufgefallen ist: eine unterschwellige, und doch allgegenwärtige Ungerechtigkeit, die ich als junger Mensch nie wirklich benennen konnte…

Heute weiß ich, was es ist: die Herrschaft des Patriarchats. Und daher weiß ich jetzt auch, warum es so lange gedauert hat, bis ich das Problem identifizieren konnte. Denn das Patriarchat ist eine Väterherrschaft, ein soziales System, in dem männliche Menschen jeden Alters eine andere Behandlung erfahren als die weiblichen. Sie werden bevorzugt, haben das Sagen, haben Privilegien, die Frauen und Mädchen vorenthalten werden. Da ich selber durch puren Zufall als männlicher Vertreter der Spezies auf die Welt gekommen bin, wurde mir diese Ungleichheit nicht allzu schmerzlich bewusst – schließlich profitieren Männer ja vom Patriarchat. Oder?!

Patriarchat: überholt, ungerecht, unwürdig…

In der Welt des Patriarchats sind also die Frauen die Dienstleister, die den Männern zu dienen und zu gehorchen haben. Die Frauen eines Haushalts werden vom „Herrn des Hauses“ regelrecht besessen und sollen so wenig wie möglich eine eigene Stimme haben. Damit ist das Patriarchat ganz offensichtlich eine furchtbare, unwürdige und ungerechte Sache für Frauen – aber tatsächlich leiden auch die Männer unter dieser völlig überholten, altmodischen sozialen Struktur!

… und auch für Männer von Nachteil

Denn Männer in patriarchischen Kulturen stehen unter einem riesigen Druck, auf traditionelle Weise maskulin zu sein und sich auch so zu verhalten. Jungs dürfen nicht mit Puppen spielen oder sich für Mode und Make-Up interessieren, sollen ihre Gefühle nicht zeigen, nie Verwundbarkeit zeigen und auf gar keinen Fall jemals weinen. Ach, und schwul sein geht ja schonmal gar nicht, das ist ja das Schlimmste!

Auf diese Art und Weise fügt die Herrschaft des Patriarchats in einer Kultur nicht nur den Frauen und Mädchen, sondern auch den Männern und Jungs Schaden zu. Denn niemand darf sich hier frei ausleben und einfach nur sich selbst sein – jeder soll gefälligst in die Rolle passen, die das Patriarchat für ihn/sie vorgesehen hat.

Der Feminismus geht dem Patriarchat an den Kragen

Das Patriarchat sieht also Männer in der Machtrolle, und Frauen sind untergeordnet. Der Feminismus hingegen kämpft für die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Das Patriarchat möchte die Frauen unterwürfig und leicht kontrollierbar halten, da man sie so am besten ausnutzen kann. Der Feminismus wehrt sich dagegen und möchte, dass Frauen genau die gleichen Rechte, die gleiche Anerkennung und die gleiche Freiheit haben wie Männer auch.

Gleichberechtigung her und weg mit den Geschlechterrollen

Als mir das einmal jemand erklärte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich war meine Neugier erweckt und befasste mich weiter mit dem Thema Feminismus, und je mehr ich darüber lerne, desto mehr sehe ich die subtilen und weniger subtilen Auswirkungen des Patriarchats in der Welt um mich herum. In anderen Ländern ist es offensichtlich: Vergewaltigungen, Kinderheirat, arrangierte Ehen, Frauen, die nicht wählen, Autofahren oder auch nur alleine aus dem Haus gehen dürfen….

Aber auch hierzulande, in unserem ach-so-zivilisierten Europa ist das Patriachat überall. Männliche Tänzer werden belächelt, Frauenfußball bekommt extrem viel weniger Beachtung als Männerfußball, Frauen verdienen generell weniger, häusliche Gewalt ist meistens gegen Frauen gerichtet, etc. Es ist weniger offensichtlich, aber trotzdem da. Daran sieht man, dass Religion nicht immer gleich Schuld ist – ungesunde, patriarchische Verhaltensweisen gibt es auch unter nicht-religiösen Leuten. Und ich finde, darüber muss viel mehr geredet werden!